Die Stuga


Webcam: 4:10 Uhr


Hier lebe ich auf 30 m2 Wohnfläche. Wohnen bedeutet Aufenthalt und ist nicht das Selbe wie die Fläche, die beim urbanen Wohnen als "Wohnfläche" ausgewiesen wird. In einem Bad, einem Flur oder auf einer Toilette wohnt man nicht - man benutzt sie nur.
Gewohnt wird im Wohnzimmer das auch die Wohnküche sein kann. Beides ist auch etwas Anderes als die Gute Stube, die einst nur "Repräsentationsraum" war. Vielfach bestückt mit Mobiliar das nicht die Dänische (urprünglich Norwegische) Hygge - Wohlbefinden - erleben läßt.
Auf diesen 30 m2 fühle ich mich also wohl. Es geht nicht um dekorierte "Gemütlichkeit" sondern den wohltuenden Verzicht auf Dinge die mir weder etwas bedeuten noch einen praktischen Zweck erfüllen. Die Küchengerätschaften sind, wie auch alles Andere, nicht plazierter Zierrat sondern werden benutzt.
Ich habe es mir sogar zum Prinzip gemacht Alles, was nicht binnen Jahr und Tag benutzt wurde, wegzuräumen. Ausgenommen die Hausapotheke und die Taschenlampe für Notfälle.

Das ursprüngliche Zentrum menschlicher Behausung ist die Feuerstelle. Wo Wärme und Nahrung ist - auch wenn das offene Feuer unter dem Kamin - wie hier bei mir - in Gusseisen domestiziert ist. Das ist der Raum wo ich mich aufenthalte - wenn ich nicht schlafe - oder nicht draußen bin.

Draußen und Drinnen erlebe ich nicht als den Gegensatz zwischen "öffentlich" und "privat". Türen und Fenster trennen nicht. Sie verbinden. Sie haben allein die Aufgabe vor Wind und Wetter zu schützen.
Auch Geräusche passieren nahezu ungehindert. Ich höre den Wind und auch die Regentropfen wenn sie vom Dach auf den Boden fallen. Ich höre am Morgen die Vögel und auch gelegentlich andere Tiere auf ihren nächtlichen Streifzügen. Die Geräusche der Zivilisation sind zu fern und zu selten um irritieren zu können.

Hier steht der Tisch an dem ich sitze, schreibe und aus dem Fenster gucke; wo ich mein Essen vorbereite und meine Mahlzeiten einnehme; Wo ich abwasche und auch schon mal kleinere Reparaturen vornehme, bastle, programmiere.

Der Tisch war bereits vor mir in dieser Hütte. Das völlige Fehlen von eisernen Nägeln oder Schrauben verrät daß er über 100 Jahre alt ist. Er hat seine Gebrauchsspuren deren Geschichte ich zum allergrößten Teil nicht kenne. Keine Spuren der Nonchalance sondern Spuren die ein respektvoller Gebrauch hinterläßt. In Würde gealtert.
Ich habe ihn sorgfältig mit gekochtem Leinöl eingelassen und lasse ihm jedes Jahr eine entsprechende "Auffrischung" angedeihen. Das schützt seine Fläche vor Flecken und hält ihn pflegeleicht.