Alleine leben
Alleine - einzeln leben - bedeutet für mich nicht Einsamkeit.
Einsamkeit beschreibt keinen Zustand sondern ein
Gefühl. Ein Gefühl das häufig mit Angsten besetzt ist weil Hilflosigkeit oder verloren- oder ausgesetzt-Sein mitschwingt.
Ich denke daß das Leben auf dem Land eher hilft Ängste abzulegen. In einer naturnahen Umgebung kann man kaum anders als Selbständigkeit, Selbstwirksamkeit und eine gesunde Furcht-Losigkeit zu entwickeln.
Weil "Dienstleister" und "Hilfe" ein bewußtes Stück weit weg sind und man deshalb Vieles einfach gleich selber erledigt.
Und auch weil man lernt mit Umständen umzugehen die dem "zivilisierten" Menschen verunsichern.
Ich denke da zum Beispiel an die Anwesenheit von Wolf und Bär. Ich habe sie gesehen und ich begegne ihren Fährten. Das flößt einen gewissen Respekt ein; Und doch ist mir bewußt daß die Wahrscheinlichkeit in einer Stadt einen Verkehrsunfall zu erleiden größer ist als die Gefahr von einem Raubtier verletzt zu werden.
Eine entscheidende Voraussetzung für Selbständigkeit und Selbstwirksamkeit ist verfügbarer Raum.
Dieser Raum und die damit verbundenen Möglichkeiten sind auch der Grund warum ich das Gefühl der Langeweile - dieser unerträglichen Zeitausdehnung - hier nicht erlebe.
Hier würde der Werbesloagan eines Baumarkts passen: "Es gibt immer was zu tun". Nicht nur die Dinge die erledigt werden müssen - Es ist auch Raum für Aneue Ideen und Projekte.
Langeweile und Einsamkeit sind Gefühle die ich mit meiner Kindheit verbinde. Dabei verstehe ich heute daß die Ursache dieser Gefühle darin lag daß Andere - und Institutionen wie die Schule - im Namen behaupteter Alternativlosigkeiten meinen Möglichkeiten mich zu entfalten Grenzen setzten.
Ich denke Langeweile - aber auch das Gefühl von Einsamkeit - sollte man als Alarmzeichen für das Fehlen von Freiheit erkennen. Mit dieser Einsicht erübrigt sich auch die Neigung Abhilfe in untauglichen "Ablenkungen" zu suchen.